Konzernumbau bei Siemens

Kaesers Erbe

von Redaktion

Um es mit den Worten von Charles Darwin zu sagen: „Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am ehesten bereit ist, sich zu verändern.“ So sieht das auch Siemens-Chef Joe Kaeser, der bereits 2014 den Konzern mit seiner „Vision 2020“ umgekrempelt hat. Nun trommelt er zum nächsten Umbau, der mit Sicherheit nicht der letzte sein wird.

Dabei wählt Kaeser einen Mittelweg: Keine reine Holdingstruktur, die am Markt derzeit angesagt ist. Dennoch ein Schritt weiter weg vom traditionellen Mischkonzern, an dem Arbeitnehmer, die eine Zerschlagung fürchten, gerne festhalten würden. Aus fünf Geschäftsbereichen werden drei (Kraftwerksgeschäft, smarte Infrastruktur, digitale Industrie), die weitgehend eigenständig agieren sollen. Sie erhalten allerdings keine eigene Rechtsform, werden also nicht zu eigenständigen Firmen – zumindest noch nicht. Die Sollbruchstellen für eine spätere Aufspaltung sind mit der neuen Struktur geschaffen. Ob es dazu kommt, soll der Markt entscheiden. Die Losung lautet: Schneller, schlagkräftiger, ren-tabler. Und das bedeutet permanenten Umbau.

Zur Ruhe kommen wird Siemens in den kommenden Jahren nicht – auch wenn Joe Kaeser, dessen Vertrag 2021 ausläuft, längst im Ruhestand sein wird. Mit seiner „Vision 2020+“ hat er die Marschrichtung festgelegt. Man könnte auch sagen, er hat sein Erbe festgeschrieben, das seinen Nachfolgern zwar viele Möglichkeiten offenlässt – Wandelbarkeit ist schließlich oberste Prämisse. Die Zeiten des Konglomerats Siemens scheinen allerdings endgültig vorbei zu sein.

Manuela Dollinger

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