Wenn Pflegerinnen nach Albanien abgeschoben werden, während der Gesundheitsminister gleichzeitig plant, Pflegekräfte aus Albanien anzuwerben, kann man sich schon fragen, ob Deutschland wirklich noch weiß, was es will. Insofern klingt der Vorschlag logisch, gut integrierte und im Gesundheitsbereich beschäftigte Migranten nicht abzuschieben. Wer das allerdings zum Grundsatz erklärt, setzt falsche Anreize.
Was in der gesamten Debatte immer wieder auffällt, ist das offenbar teilweise vorherrschende Bild des Pflegeberufs. Denn man kann eben nicht einfach jeden zum Pfleger machen. Es werden schließlich keine Maschinen bedient, sondern Menschen versorgt. Dazu muss ein Mensch, der Menschen pflegt, in jedem Fall gewisse empathische Grundvoraussetzungen mitbringen. Zudem muss er sprachlich zumindest in der Lage sein, mit seinen Patienten zu kommunizieren.
Es kann deshalb niemals eine automatische Bleibe-Garantie sein, eine Arbeit in der Pflege anzunehmen. Denn ein solche Regelung würde auch dazu führen, dass sich Menschen widerwillig dazu bereit erklären – mit dem einzigen Ziel, ihre Abschiebung zu verhindern. Für die Qualität der Pflege wäre das kaum ein Gewinn. Genauso ist es natürlich dumm, Menschen wegzuschicken, die man dringend braucht. Wenn jemand nachweislich bereits gute Arbeit im Gesundheitsbereich leistet, sollte das unbedingt berücksichtigt werden. Doch dabei muss immer der Einzelfall angesehen werden.
Sebastian Horsch
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