Wut auf Medien: CSU-Chef will nun twittern

Donald Seehofer

von Redaktion

Hält also jetzt auch Horst Seehofer Journalisten für „entsetzliche, abscheuliche Leute“, so wie Donald Trump? Jedenfalls hat der medienverdrossene CSU-Chef angekündigt, dem twitternden US-Präsidenten nachzueifern und sich künftig direkt an seine Wähler wenden zu wollen. Das ist eine Nachricht, die Deutschlands Journalisten vermutlich weniger erschreckt als seine eigenen CSU-Freunde, allen voran den liebsten Parteifeind Markus Söder.

Aber Spaß beiseite: Richtig ist, dass manche Medien es mit den Regeln der Fairness zuletzt nicht sehr genau genommen haben, wenn es um den CSU-Chef ging. Der wurde, in völliger Verkennung seiner politischen Lebensleistung und seines an sich moderaten Gemüts, wahlweise in die Nähe von Nazis, Terroristen und Rassisten gerückt, ein besonders renommiertes Magazin wollte sogar von einem Schlaganfall erfahren haben. Seehofer konterte per SMS, darin stand: „Stimmt nicht, ich bin bereits tot“. Das trug (und trägt) schon Züge eines Kampagnenjournalismus, wobei unklar bleibt, wer hier eigentlich zur Strecke gebracht werden soll: Seehofer? Die CSU? Die Festung Bayern?

Richtig ist allerdings auch, dass Seehofer mit seinem Wüten im Asylstreit den Ton zuvor selbst gesetzt hatte. Dass selbst eine Mehrheit der CSU-Anhänger heute Umfragen zufolge glaubt, Seehofer schade der Partei, liegt nicht an bösen Journalisten, auch nicht an der Sachfrage der Zurückweisungen an der Grenze; hier hat der CSU-Chef viele Bürger auf seiner Seite. Sondern an seinem als unwürdig empfundenen Rücktritt-vom-Rücktrittstheater. Ein wenig fühlen sich die selbstbewussten Bayern dadurch in ihrem Stolz verletzt, so wie 2005, als Stoiber aus Berlin floh. Dagegen hilft auch kein Twittern.

Georg Anastasiadis

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