Berlin – Bundesinnenminister Horst Seehofer hat mit dem Kampagnen-Vorwurf an seine Gegner und seiner Twitter-Ankündigung Kritik und Spott auf sich gezogen. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer griff den CSU-Vorsitzenden für dessen Aussagen in einer Bierzelt-Rede am Donnerstagabend scharf an.
„Horst Seehofer schlägt wie ein angeschlagener Boxer vor dem endgültigen Niederschlag wild um sich“, sagte Theurer am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Seehofer schimpfe ganz im Stil von US-Präsident Donald Trump auf die Medien, die angeblich nicht über manche seiner Wahrheiten berichteten. „Als Bundesinnenminister wäre es aber vielmehr seine Aufgabe, den Rechtsstaat einschließlich unabhängiger und kritischer Medien zu verteidigen und nicht pauschal zu verunglimpfen“, sagte Theurer. „Seehofer sollte sich umgehend für diesen Fehltritt entschuldigen, um weiteren Schaden für den Rechtsstaat abzuwenden.“ Es werde immer klarer, dass Seehofer ein Parteivorsitzender und Minister auf Abruf sei.
In seiner ersten Bierzelt-Rede seit vielen Wochen im oberbayerischen Töging am Inn hatte Seehofer seinen Kritikern eine gezielte Kampagne vorgeworfen. „Genau diejenigen, die jeden Tag dafür eintreten, dass man in der Politik Anstand und Stil zu bewahren hat, überschütten mich mit Worten und Eigenschaften und Attributen, die weit unter der Gürtellinie liegen“, sagte Seehofer. „Jetzt steht also der böse Seehofer vor Ihnen – der Mörder, der Terrorist, der Rassist“, ergänzte er mit Blick auf die Kritik an ihm, betonte aber dann: „Kampagnen, da können Sie sich drauf verlassen, die beschäftigen mich nicht.“
Vor den mehreren Hundert Besuchern kündigte Seehofer auch an, künftig selbst den Kurznachrichtendienst Twitter nutzen zu wollen. „Ich fange wahrscheinlich Ende August selbst das Twittern an“, sagte er. Die Begründung: „Ich sehe mich jetzt gezwungen, weil ich manche Wahrheiten sonst nicht unter eine breitere Bevölkerung bekomme.“ Der Landtagswahlkampf in Bayern werde nun „noch etwas bereichert“.
Allerdings hat Seehofer selbst bereits eingeschränkt, er werde Twitter zwar nutzen, aber vielleicht „in einem anderen Stil“ als US-Präsident Donald Trump. Dieser macht über die Plattform Politik, hat dort Millionen Anhänger und ist in der ganzen Welt für seine wütenden Twitter-Äußerungen berüchtigt. dpa