Gesellschaftsjahr-Vorschlag

Keine Zeitverschwendung

von Redaktion

Die Mehrheit der Deutschen will also die Wehrpflicht zurück. Das dürfte zunächst auch daran liegen, dass die Mehrheit der Deutschen davon nicht betroffen wäre, weil ihr 18. Geburtstag schon ein paar Jahre zurückliegt. Das gilt auch für die Unions-Politiker, die die Stimmung im politischen Sommerloch freudig aufgreifen und die Wiedereinführung des Militärdiensts fordern.

Nein, die Wehrpflicht, wie es sie gab, wird wohl nicht zurückkehren. Und das ist auch kein Verlust. Wer sich an seine eigene Musterung erinnert, merkt schnell, dass es nicht zeitgemäß wäre, ein solches Verfahren wiederzubeleben. Fachleute sind sich zudem weitgehend darüber einig, dass die wirklich dringenden Probleme der Bundeswehr an ganz anderer Stelle liegen. Durch hunderttausende zwangsverpflichtete Laien würden sie nicht gelöst. Anders sieht es allerdings im sozialen Bereich aus. Denn mit der Wehrpflicht wurden 2011 auch die Zivildienstleistenden abgeschafft – und damit unzählige wichtige Helfer in Altenheimen, Krankenhäusern, Vereinen, bei Hilfsdiensten oder gemeinnützigen Einrichtungen. Der als Ersatz eingeführte Bundesfreiwilligendienst konnte das nicht ansatzweise aufwiegen.

Der Vorschlag der Jungen Union, ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für alle Schulabgänger in Deutschland einzuführen, hat deshalb zumindest genug Charme, um ihn ernsthaft zu diskutieren. Zeitverschwendung, wie FDP-Chef Christian Lindner den Wehrdienst bezeichnet, wäre ein solches soziales Engagement sicher nicht. Zudem gäbe es Ausbaupotenzial. Warum sollten zum Beispiel nicht auch junge Migranten, die längerfristig im Land bleiben, die Möglichkeit haben, sich so einzubringen – und damit vielleicht sogar erste Schritte in ein folgendes Arbeitsleben zu machen?

Sebastian Horsch

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