Sanktionen gegen den Iran

Unbequeme Realitäten

von Redaktion

Seit gestern macht Donald Trump mit dem Anziehen der Sanktionsschraube gegen den Iran Ernst. Vor allem die europäischen Konzerne, die Bundesaußenminister Heiko Maas noch mal zum Durchhalten bei ihren Geschäften mit Teheran aufrief, haben es vom US-Präsidenten via Twitter schwarz auf weiß bekommen: Wer mit den Mullahs künftig handele, werde dies nicht mehr mit den USA tun können, drohte er. Für Vorstandschefs, die das Wohl der Aktionäre und nicht die Zufriedenheit der Politiker in Berlin und Brüssel im Auge behalten müssen, kommt nun die Stunde der Entscheidung. Die dürfte angesichts der massiven Unterschiede in den Absatzmärkten leichtfallen. Kein europäischer Großkonzern kann es sich leisten, zur Zielscheibe des US-Präsidenten zu werden.

Diesen unbequemen Realitäten müssen sich auch jene stellen, die glauben, mit Trotz und Geldversprechen an den von Barack Obama durchgepeitschten Atomverträgen festhalten zu können. Hinzu kommt noch, dass man in Europa gerne die Augen vor dem Verhalten Teherans nach der Vertragsunterzeichnung verschlossen hat. Zwar attestiert die UNO dem Iran die Erfüllung der mit einigen Schlupflöchern versehenen Vertragsparagrafen. Doch abseits davon laufen Raketenprogramme weiter, werden Terrorgruppen in Nahost immer noch aktiv gefördert und Konflikte in der explosiven Region verschärft. Die Hoffnung auch in Europa war, dass sich Teheran nach den Zugeständnissen von 2015 besonnener verhalten würde. Doch das ist nicht geschehen. Und deshalb würde man gut daran tun, nun nicht die Kluft zu den USA zu vergrößern, sondern mit dem offenbar wieder mal an einem Deal interessierten US-Präsidenten Gespräche über ein neues Iran-Abkommen aufzunehmen.

Friedemann Diederichs

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