In Deutschland wird im Durchschnitt 4,5 Monate nach der Anhörung eines Asylbewerbers eine Entscheidung über seinen Antrag gefällt. In den Niederlanden dauert es nur acht Tage. Ein Wert, der in Europa Maßstäbe setzen sollte. Gerade für Deutschland.
Eine kurze Bearbeitungszeit wirkt gleich auf mehreren Ebenen entlastend. Dass ein Staat sich kürzer um die Versorgung und Unterbringung von Menschen kümmern muss, bevor überhaupt geklärt ist, ob sie zurecht im Land sind, ist dabei nur das Eine. Damit einher geht, dass schnelle Verfahren gerade viele Menschen ohne Asylgrund schon davon abhalten, ein Land überhaupt anzusteuern. Denn wer annehmen muss, dass sein Antrag ohnehin abgelehnt wird, will oft vor allem möglichst lange bleiben, bis er wieder gehen muss. Schnelle Verfahren machen das schwieriger, und die Niederlande somit für solche Migranten weniger attraktiv. Auch dass das Land Asylbewerbern eine umfassende rechtliche Betreuung stellt, ist nicht nur fair, sondern effektiv. Denn wer von Anfang an darauf achtet, dass Migranten ihre Rechte wahrnehmen, bietet auch weniger Angriffsfläche für langwierige Widerspruchsverfahren.
Der pragmatische Ansatz, mit dem die Niederlande Asylverfahren angehen, ist deshalb für alle ein Gewinn. Für den Staat genauso wie für Menschen mit berechtigtem Asylanliegen. Auch sie haben schließlich schneller Klarheit darüber, dass sie bleiben dürfen.
Sebastian Horsch
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