Nein, Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther hat kein Plädoyer für Koalitionen von CDU und Linkspartei gehalten. Nein, Günther hat solche Bündnisse auch nicht gefordert, wie manche Medien vermeldeten. Ja, Günther hat mit Blick auf die komplizierten Mehrheitsverhältnisse in Brandenburg angeregt, dass auch CDU und Linkspartei miteinander sprechen sollten. Und ja, Günther hat sich damit keinen Gefallen getan.
Denn nun ist die Aufregung in der Union gewaltig. Geschichtsvergessen sei der 45-jährige Ministerpräsident, lautet der heftigste Vorwurf. Und es stimmt ja: Weiterhin gibt es in der Linkspartei Meinungen und Menschen, die der Stasi und anderen sozialistischen Hässlichkeiten alles andere als kritisch gegenüber stehen. Das hätte Günther viel klarer ansprechen müssen.
Allerdings verweist die hitzige Diskussion auf eine grundlegendere Frage. Denn mit der geschrumpften SPD, der sozialdemokratisierten CDU und dem Aufkommen der aufwieglerischen AfD hat sich die politische Architektur in Deutschland dramatisch verschoben. Angela Merkel hat die Union weit in die Mitte geführt. Nun bahnt sich der Kampf um die Post-Merkel-Weichenstellung an. Kernig-konservativ – wie es die CSU und CDU-Politiker wie Jens Spahn für richtig halten? Oder als pragmatische Machtverwalter, zur Not gar mit Anknüpfungspunkten zur Linken – wie es Günther mit seinen Einlassungen nahe legt? Letzterer jedenfalls scheint sich entschieden zu haben. Denn in dem Interview gibt es noch einen Satz, der aufhorchen lässt: „Wir orientieren uns nicht an der CSU.“
Maximilian Heim
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