Die Vorwürfe gegen die Nummer 3 des Vatikans wiegen schwer: Wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern muss sich Vatikan-Finanzchef George Pell seit gestern im australischen Melbourne vor Gericht verantworten. Natürlich gilt auch für den 77-jährigen Kardinal, der die Vorwürfe vehement abstreitet und als „Rufmord“ bezeichnet, wie bei jedem anderen Gerichtsverfahren die Unschuldsvermutung. Und der Papst steht nach wie vor zu dem Mann, der derzeit beurlaubt ist, seine Ämter im Vatikan aber noch behalten darf.
Dieses Verfahren „Down Under“, über das die Medien aufgrund der speziellen Rechtslage in Australien nur sehr eingeschränkt berichten dürfen, ist auch für den Papst eine schwere Belastung. Sollte Pell verurteilt werden, steht nichts weniger als die Glaubwürdigkeit von Franziskus auf dem Spiel: Seine Null-Toleranz-Politik gegenüber Missbrauch in der katholischen Kirche wäre nur noch eine hohle Phrase. Zumal Pell auch vorgeworfen wird, als Erzbischof in Australien Missbrauchsfälle vertuscht zu haben.
Kardinal Pell hätte mit seinem Rücktritt selber den Weg frei machen müssen, um die wichtigen kirchlichen Reformpläne nicht weiter zu verzögern. Und um Papst Franziskus nicht zu beschädigen. Nicht auszudenken, Franziskus hätte einen Mann gestützt, der sich an Kindern vergangen hat.
Claudia Möllers
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