Wiederaufbau Syriens

Eine Frage des Geldes

von Redaktion

Noch ist der Syrien-Krieg nicht vorbei, aber die Hauptakteure schalten gut sichtbar in den Deeskalationsmodus. Das Regime lässt Geflüchtete in Bussen ins Land zurückholen, gewährt Rebellen – zumindest auf dem Papier – Amnestie und spricht überschwänglich vom Wiederaufbau. Und um den Anschein von wachsender Normalität nicht zu gefährden, will nun die Schutzmacht Russland die umkämpften Golanhöhen bewachen, bis die UN-Blauhelme die Aufgabe wieder übernehmen können.

Der Schritt ist bemerkenswert, denn das Gebiet an der Grenze zu Israel ist sensibles Terrain. Israel hatte große Sorge, dass iranische Truppen ihm allzu nahe auf den Pelz rücken könnten. Nun will ausgerechnet der Teheran-Verbündete Russland dort für Sicherheit sorgen. Präsident Wladimir Putin scheint größtes Interesse an schnellem Frieden in Syrien zu haben. Denn Krieg ist teuer – und auf Dauer Gift fürs Image. Genau das wird aber an Bedeutung gewinnen, wenn es um die Finanzierung des Wiederaufbaus geht. Russland allein wird das nicht stemmen können. Das Problem: Der Westen hat finanzielle Hilfen an einen Regime-Wechsel geknüpft, den es nicht geben wird.

Deutschland, Frankreich und Co. werden sich am Ende Hilfen irgendeiner Art, auch für ein Syrien unter Assad, kaum verschließen können, schon weil sie ein Interesse an der Rückkehr der von ihnen aufgenommenen Flüchtlinge haben. Aber sie sollten dem Regime dafür echte Reformen abverlangen. Bilder gut gelaunter Rückkehrer wie die vom Wochenende dürfen zur Besänftigung nicht reichen.

Marcus Mäckler

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