Wie gerne die Grünen nach 13 Jahren Opposition auf Bundesebene wieder regieren möchten, haben die Jamaika-Verhandlungen im vergangenen Jahr gezeigt. Nun hat Parteichef Robert Habeck gefordert, die Grünen müssten „eine erkennbare Machtoption schaffen, die nicht national oder antieuropäisch ist“. Gleichzeitig hat Habeck allerdings erklärt, für einen neuen Versuch mit Union und FDP sehe er derzeit wegen der CSU keine Chance. Auch die SPD hält Habeck, wenn man seine Einlassungen richtig liest, für schwach und leidenschaftslos.
Damit verrennt sich der von manchen Medien bedenklich gelobte Parteichef zwischen Planlosigkeit und Überheblichkeit. Denn ein Blick auf die Bundesländer zeigt: Abgesehen von den Stadtstaaten haben die Grünen eine einigermaßen stabile Machtoption nur dort, wo sie mit der CDU zusammenarbeiten (Hessen, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg). Und dort, wo sie auf verlässliche, scheuklappenlose Politiker setzen – wie Winfried Kretschmann oder Tarek Al-Wazir. Die Zeiten von SPD-getragenen Mehrheiten sind dagegen auf Bundesebene auf Jahre oder für immer vorbei. Heißt: Ohne die Union haben die Grünen in Berlin keine Machtoption, schon gar keine „erkennbare“. Das alles dürfte auch Habeck wissen.
Maximilian Heim
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