Wer ist schuld an der Tragödie von Genua?

Salvinis Sündenbock

von Redaktion

Für Populisten sind die Dinge einfach: Schuld sind immer die anderen. Italiens Innenminister Matteo Salvini spannt sogar die 43 Toten der Autobahnkatastrophe von Genua vor seinen Karren gegen die EU: Brüsseler Sparauflagen gegenüber Rom seien die Ursache für die Tragödie auf der Morandi-Brücke, tönt der Rechtsausleger. In Wahrheit fließen aus Brüssel viele Milliarden in die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone: Allein 2,5 Milliarden für Straßen und Bahnen aus EU-Regionaltöpfen und zwölf Milliarden an EU-Investitionshilfen. Wo ist das Geld denn geblieben? Der Verdacht liegt nahe, dass Salvini im Vorfeld der Haushaltsplanungen für 2019 den Bruch der Euro-Stabilitätskriterien und ein Ausweiten der Verschuldung auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts rechtfertigen will.

Bei realitätsbasierter Ursachenforschung bräuchte Salvini seinen Blick gar nicht so weit schweifen lassen: Zuallererst muss die private, Maut-finanzierte Autobahngesellschaft Autostrade per l’Italia offenlegen, ob sie all ihren Instandhaltungspflichten an der Brücke nachgekommen ist. Und Salvinis Koalitionspartner von den 5-Sternen, insbesondere deren Gründer Beppe Grillo, müssten Farbe bekennen, warum sie die drohende Gefahr auf dem Viadukt als Märchen verunglimpft und sich gegen eine Entlastungsstraße ausgesprochen hatten.

Alexander Weber

Sie erreichen den Autor unter

Alexander.Weber@ovb.net

Artikel 1 von 11