Verdi will es, Jens Spahn will es, die Große Koalition will es. Ist die Einführung bundesweiter Tarifstandards in der Altenpflege also reine Formsache? Mitnichten. Der Weg zum Ziel wird schwierig und teuer.
Die Arbeitgeberlandschaft in der Altenpflege gleicht einem Flickenteppich. Es gibt die AWO, das Rote Kreuz oder den Paritätischen Wohlfahrtsverband. Es gibt kirchliche und kommunale Einrichtungen. Es gibt private Anbieter. Je nach Haus gelten für die Angestellten bislang komplett unterschiedliche Bedingungen. Eine einheitliche Regelung für alle zu finden, gleicht da der Quadratur des Kreises. Dazu kommt, dass gerade private Pflegeunternehmen ein Tarifwerk scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Die Widerstände sind groß.
Kein Wunder. 80 Prozent der Kosten eines Pflegeheims entfallen auf das Personal. Tarifverträge könnten für einige Häuser also teuer werden. Und die wohl größte Gefahr liegt darin, dass die Kosten einfach auf die Heimbewohner umgelegt werden. Um das zu verhindern, wird der Pflegebeitrag mittelfristig wohl weiter steigen müssen. Natürlich kann man zusätzlich die Frage stellen, ob ein Pflegeunternehmen nicht auch mit ein bisschen weniger Rendite auskommt. Doch am Ende ist klar: Wenn wir gute Pflege zu fairen Bedingungen wollen, werden wir alle dafür mehr bezahlen müssen.
Sebastian Horsch
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