Vordergründig ist es eine gute Nachricht, dass Landwirte mit Ernteausfällen wegen der Trockenheit dieses Jahres nun 340 Millionen staatliche Hilfe bekommen sollen. Das Geld kommt einer besonders wertvollen Gruppe der Volkswirtschaft zu Gute.
Der Staat ist aber kaum in der Lage, dieses Geld so zu verteilen, dass es in den richtigen Betrieben landet. Da sind zunächst einmal die Getreidebauern. Sie können sich in diesem Jahr über bis zu 33 Prozent gestiegene Weizenpreise freuen. Bessere Erlöse gleichen ihre geringeren Ernten fast immer aus.
Generell sollen Betriebe die Unterstützung bekommen, die nachweisen können, dass sie in ihrer Existenz gefährdet sind. Das hängt aber weniger von den Wetterbedingungen 2018 ab als vom ohnehin laufenden Strukturwandel in der Landwirtschaft und last not least von der Tüchtigkeit des jeweiligen Betriebsleiters. Gottlob sind die meisten Vollerwerbs-Landwirte so aufgestellt, dass sie auch mal ein schlechtes Jahr überstehen. Kein Beruf ist ja von Anbeginn an so vom Wetter abhängig wie der Landwirt.
Unseren Landwirten macht die allgemeine staatliche Überregulierung ihres freien Berufes weitaus mehr Sorgen als ein schlechtes Erntejahr. Sie müssen heute so viele Gesetze und Verordnungen beachten, so viele Formulare und Nachweise ausfüllen, dass von einem freien Beruf kaum mehr geredet werden kann. Dazu kommen immer mehr Vorschriften, was wo wie angebaut werden darf. Nun dürfen auch die Feldränder hin zu den Gräben nicht mehr gedüngt und versorgt werden, was die Wirtschaftsfläche jeden Betriebes verkleinert. Grünland darf nur noch unter bestimmten Voraussetzungen in Ackerland verwandelt werden. Zur Kontrolle steht jeder Quadratmeter des ländlichen Raumes unter ständiger Satellitenbeobachtung.
Auch die Düngung ist peinlichst genau geregelt. Seit 2017 muss jeder Betrieb eine genaue Stickstoffbilanz führen, in der festgehalten und gemeldet wird, wie viel Stickstoff in den Betrieb hineingekommen ist und wie viel durch die Ernte wieder herausgeholt wird.
Dazu treibt auch die EU die Diskussion gegen die Landwirte. Der Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat ist nur auf Zeit noch geduldet. Dabei gibt es weltweit 800 wissenschaftliche Studien, nach denen kein Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Glyphosat und Krebserkrankungen hergestellt werden kann.
Die Landwirte sind es auch leid, im öffentlichen Rundfunk wie Fernsehen immer wieder als Umweltsünder dargestellt zu werden, die sie nicht sind. Sie würden auf die jetzt beschlossenen Hilfen gerne verzichten, wenn ihnen dafür mehr Freiheit im umweltverantwortlichen Wirtschaften anvertraut würde. Fehlverhalten einzelner und notwendige Abkehr von überholten Wirtschaftsweisen gibt es in allen Lebensbereichen. Unser Staat aber ist dabei, mit allen möglichen gut gemeinten ökologischen Argumenten die unternehmerische Freiheit in der Landwirtschaft abzuschaffen.
Selbständige Landwirte haben in Jahrhunderten nachhaltigen erfolgreichen Wirtschaftens unseren wunderbaren ländlichen Raum geschaffen. Sie sind es auch, die am besten für eine noch geringere Umweltbelastung aufgrund der ständig fortschreitenden technologischen Möglichkeiten sorgen können. Man muss sie nur lassen.
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