Umgang mit dem Tod von John McCain

Trump fehlt Größe

von Redaktion

Vier Jahrzehnte ist es her, dass John McCain als einfacher Verbindungsoffizier mit der amerikanischen Kongress-Delegation zur Sicherheitskonferenz nach München kam. Später wurde er zu einem der markantesten Gesichter einer engen transatlantischen Partnerschaft, die trotz vieler Meinungsunterschiede (Irak-Krieg!) nie grundsätzlich infrage gestellt wurde – bis vor zwei Jahren McCains Gegenspieler Donald Trump das Weiße Haus eroberte.

McCains Tod ist ein schmerzhaftes Symbol für den Wandel, den die Beziehungen innerhalb des westlichen Bündnisses erfahren. Die Generation der US-Soldaten, die im Nachkriegsdeutschland beim Aufbau der Demokratie halfen, stirbt langsam aus. McCains Stimme wird vor allem innerhalb der republikanischen Partei fehlen, wo schon seit George W. Bush, spätestens aber der Tea-Party-Bewegung eine von gefährlicher Ignoranz geprägte Außenpolitik praktiziert wird. Der Druck auf McCain war schon bei seiner Präsidentschaftskandidatur 2008 so groß, dass er versuchte, mit der peinlichen Sarah Palin die eigene Basis zu besänftigen. Damals lachte die Welt noch.

Zehn Jahre später übertrifft Trump Palins Absurditäten täglich aufs Neue. Politisch sowieso, aber auch menschlich. Noch zu McCains Lebzeiten spottete der Präsident, der wegen seiner Gefangenschaft im Vietnamkrieg als Held gefeierte Senator hätte sich besser nicht abschießen lassen sollen. Jetzt verhinderte er eine Würdigung des Toten und fuhr lieber zum Golfplatz. Einmal mehr beweist der skrupellose Geschäftsmann Trump, dass er nicht zum Staatschef taugt. Dass mit John McCain eine weitere Stimme der Vernunft verstummt ist, wiegt da doppelt schwer.

Mike Schier

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