Paris – Der französische Umweltminister Nicolas Hulot (63) hat seinen Rücktritt angekündigt und Staatschef Emmanuel Macron massiv unter Druck gesetzt. In den Kreisen der Macht seien Lobbys präsent, kritisierte Hulot unverhohlen im Radiosender France Inter, wo er live seinen Rückzug verkündete. „Ich treffe die Entscheidung, die Regierung zu verlassen.“ Frankreich mache im Umweltbereich kleine Schritte, die nicht ausreichten.
Der aus der Umweltbewegung stammende Hulot war vor 15 Monaten mit der Mitte-Regierung von Premierminister Édouard Philippe angetreten und gilt in der Bevölkerung laut Umfragen als beliebt. „Das ist eine persönliche Entscheidung, die er heute Morgen getroffen hat“, re- agierte Macron kühl bei einem Staatsbesuch in Kopenhagen. Hulot sei ein freier Mann: „Ich respektiere seine Freiheit.“ Er wolle sich auch künftig auf Hulots Engagement verlassen.
Als symbolischen Sieg konnte Hulot verbuchen, dass die Regierung den geplanten Großflughafen im westfranzösischen Nantes komplett aufgab. Philippe kündigte an, er wolle Macron in den kommenden Tagen Vorschläge für die Zusammenstellung der Regierung machen. Als angeschlagen gilt auch Kulturministerin Françoise Nyssen (67), die nach Enthüllungen über ungenehmigte Umbauten in dem von ihr früher geführten Verlagshaus unter Druck geraten war.
Regierungssprecher Benjamin Griveaux bedauerte den Schritt Hulots. „Ich hätte seinen Verbleib vorgezogen.“. Nötig sei in dem Bereich eine langfristige Arbeit, Änderungen seien nicht innerhalb eines Jahres zu erreichen. Hulot teilte seine Entscheidung weder Macron noch Philippe vorab mit. „Ich hoffe, dass mein Abschied eine tief greifende Innenschau unserer Gesellschaft über die Realität unserer Welt auslöst.“ Er wies dabei auf drängende Umweltprobleme hin. „Ich will mir nichts mehr vorlügen.“