Minister-Rücktritt in Frankreich

Macron im Sinkflug

von Redaktion

Ein Jahr nach seinem triumphalen Einzug in den Elysée-Palast hat Emmanuel Macron viel an Strahlkraft verloren. Der jugendliche Präsident, der nicht nur Frankreich, sondern gleich ganz Europa auf die Höhe der modernen Zeit katapultieren wollte, hat die Mühen des politischen Alltags kennengelernt – und muss ihnen Tribut zollen. Die Reformen in der EU gehen nur mühsam voran, erst am Montag ließ Macron in einer Rede vor Diplomaten seine Ungeduld mit dem Schneckentempo bei der gemeinsamen Verteidigungspolitik in Zeiten Trumps spüren.

Doch auch im eigenen Land läuft einiges nicht nach Plan. Zwar hat Macron die Arbeitsmarktreformen gegen heftige Widerstände durchgeboxt. Doch nun, vor der heiklen Rentenreform, ist spürbar Sand im Getriebe: Erst der Skandal um seinen prügelnden Leibwächter, dann die Vorwürfe gegen Kultusministerin Nyssen wegen illegaler Bauten. Und jetzt der Paukenschlag: Mit Nicolas Hulot wirft nicht nur ein beliebter Umweltminister hin, sondern auch eine Symbolgestalt des angekündigten gesellschaftlichen Aufbruchs. Hulots Kritik über den dominierenden Einfluss von Lobbyisten im Elysée trifft Macrons Reformversprechen mitten ins Herz.

Alexander Weber

Sie erreichen den Autor unter

Alexander.Weber@ovb.net

Artikel 10 von 11