Papst in Bedrängnis

Schwere Schatten

von Redaktion

Wenn man von Kritikern heftig in die Zange genommen wird, dürfen einem nicht noch eigene Fehler passieren. Papst Franziskus hat sich (wieder einmal) durch unbedachte Äußerungen selbst geschadet. Eltern homosexueller Kinder zu raten, psychiatrische Hilfe für den Nachwuchs zu suchen, ist verletzend – und rückt Homosexualität in die Nähe einer Krankheit. Zugleich stellt Franziskus seine eigenen Aussagen infrage, die von vielen Menschen als befreiend empfunden worden waren. Schließlich hatte er 2013 dafür geworben, Lesben und Schwule nicht zu diskriminieren. Der berühmte Satz „Wer bin ich, ihn zu verurteilen“, der Homosexuellen Hoffnung auf Akzeptanz in der Kirche gab, verliert so an Strahlkraft.

Dabei bräuchte der Papst all seine Kraft, um sich gegen die Attacken aus der ganz rechten Ecke zu wehren. Ein abgesägter Nuntius verabredet mit Bloggern die Veröffentlichung eines Skandalpapiers, das den Papst in die Nähe der Missbrauchsvertuscher stellt. Das hat das Niveau eines billigen Krimis. Franziskus hat Fehler gemacht. Er muss stärker durchgreifen im Kampf gegen den Missbrauch. Aber man darf auch nicht den Intriganten auf den Leim gehen, die ihn loswerden wollen, weil er ihnen zu liberal ist. All das wirft insgesamt schwere Schatten auf die Kirche.

Claudia Möllers

Sie erreichen die Autorin unter

Claudia.Moellers@ovb.net

Artikel 1 von 11