Seit Jahren gibt es zu wenige Spenderorgane, darüber herrscht Einigkeit. Uneins ist man sich indes darüber, wie man dieses Problem löst. Was tun? Vor allem eines: sich bewusst machen, dass Organe Leben retten – und zwar immer! In jedem einzelnen Fall.
Zugegeben: Das Thema Organspende ist ein sensibles. Man muss sich zu Lebzeiten mit dem Tod beschäftigen, muss eine Entscheidung treffen, was mit den eigenen Organen posthum passieren soll. Doch genau davor drücken sich die meisten – obwohl sie in Umfragen angeben, sie seien bereit, ihre Organe zu spenden. Einen Organspendeausweis, der ein klares „Ja“ signalisiert, besitzen sie aber nicht. Aus diesem Grund hat nun auch der Bundesgesundheitsminister die Widerspruchslösung ins Spiel gebracht: Demnach ist jeder nach seinem Tod automatisch Organspender – außer er widerspricht explizit zu Lebzeiten. Umgekehrt wie bisher.
Zweifelsohne würde die Widerspruchslösung die Zahl der Spenderorgane erhöhen. Ob es jedoch so weit kommt, steht bislang in den Sternen. Viel wichtiger ist aber, dass die öffentliche Debatte die Menschen erreicht – und jedem von uns ins Bewusstsein ruft, wie es sich anfühlt, todkrank zu sein und damit abhängig von der Organspende-Bereitschaft eines Fremden.
Barbara Nazarewska
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