Brüderchen, komm, tanz mit mir, beide Hände reich’ ich dir, einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer – so lautet ein alter Kinderreim. Von wegen! Markus Söder tanzt nun den S-Bahn-Ring, aber er wird gewarnt sein: Der Bau einer S-Bahn rund um München ist kein Kinderkram. Zumal die Idee noch ganz am Anfang steht. Bisher hat sich die CSU-Staatsregierung ja fast allein auf den Bau der zweiten Stammstrecke kapriziert und alle anderen Ausbauideen reflexhaft abgewehrt. Nicht nur die Opposition, auch etliche Bürgermeister sind daran verzweifelt. Jetzt plötzlich dämmert der Regierung, dass ein Tunnel allein zur Lösung der Verkehrsprobleme nicht reichen wird. Ob ein (bautechnisch nur schwer erreichbarer) echter Ring nun die Lösung ist, wird erst eine ernsthafte Prüfung zeigen. Leichter ist es wahrscheinlich, neben dem Bau der zweiten Röhre zuerst den Ausbau der Außenäste und Regionalbahnstrecken von BOB und Meridian anzupacken. Ob nun S2, S4 oder S7, jede Strecke hat ihre eigenen Probleme und Defizite. Das ist wahrlich keine neue Erkenntnis. Neu ist allerdings, dass die Problematik nun offensichtlich auch bei Söder angekommen ist.
Wenn seine „Metropolstrategie“ mehr als Wahlkampfgetöse sein soll, wird man Söder (und seinen Koalitionspartner) auch nach dem 14. Oktober beim Wort nehmen müssen. An Utopien ist kein Mangel, wohl aber fehlen bisher umsetzbare Planungen und vor allem die Finanzierung all der schönen Ideen. Vieles hätte schon längst erledigt werden können, aber leider war die Bahn lange Zeit Stiefkind der Politik. Das scheint sich langsam zu ändern. Gut so! Und da jetzt, vor der Wahl, für allerlei finanzielle Wohltaten in Bayern ja Geld genug da ist, werden wohl, nach der Wahl, auch einige Milliarden für den Nahverkehr übrig sein. Oder etwa nicht?
Dirk Walter
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