Dresden – Mehr als eine Woche nach der tödlichen Messerattacke von Chemnitz ist ein dritter Mann dringend der Mittäterschaft verdächtig. Das Amtsgericht Chemnitz habe Haftbefehl erlassen, sagte der sächsische Generalstaatsanwalt Hans Strobl im sächsischen Landtag. Der Gesuchte sei ein Asylbewerber aus dem Irak.
Bei dem Mann handelt es sich um einen 22-Jährigen, wie die Staatsanwaltschaft Chemnitz mitteilte. Der Polizei zufolge hat er sein gewohntes Umfeld verlassen. Sie rief zur Vorsicht auf, da er bewaffnet sein könnte. Seit rund einer Woche sitzen bereits ein 22- und 23-Jähriger wegen der Tat in Untersuchungshaft. Sie stehen im Verdacht, am Rande des Stadtfestes in Chemnitz einen 35 Jahre alten Deutschen er- stochen zu haben. Im Anschluss kam es zu massiven Protesten und einer bundesweiten Debatte.
Die Herkunft der beiden inhaftierten Männer ist bis heute ungeklärt. Bisher hatten die Behörden die beiden als Iraker und Syrer bezeichnet. Das Bundesinnenministerium teilte nun jedoch mit, dem mutmaßlichen Syrer sei im September 2015 „im schriftlichen Verfahren die Anerkennung als Flüchtling gewährt“ worden. Seine Angaben zur Identität beruhten auf einer Selbstauskunft.
Der andere Tatverdächtige habe bei der Anhörung im Asylverfahren im November 2017 einen irakischen Personalausweis sowie weitere Dokumente vorgelegt, die sich später als „Totalfälschungen“ entpuppt hätten. Das Ergebnis der dokumententechnischen Überprüfung durch das Bamf lag erst im Juni 2018 vor. Sein Asylantrag wurde inzwischen abgelehnt.
Unterdessen will Kanzlerin Angela Merkel Chemnitz nach Angaben der Stadt besuchen. Einen konkreten Termin gebe es noch nicht.