Offensive auf Idlib

Letztes Gefecht

von Redaktion

Nachdem die türkische Regierung vergeblich versucht hat, die Aufständischen in Idlib zur Aufgabe zu bewegen, ist die Frage nicht mehr ob, sondern wann Baschar al-Assad und seine Verbündeten zur großen (Boden-)Offensive gegen die letzte syrische Rebellenhochburg ansetzen. Dabei sind die internationalen Warnungen vor einer humanitären Katastrophe bitterernst. Drei Millionen Zivilisten halten sich in jener Region auf, in der Russland und das Assad-Regime, wie es hieß, „bis zum Ende“ gehen wollen.

Es ist denkbar, dass das auch einen neuerlichen Chemiewaffen-Einsatz einschließt. Sollten die Kämpfe so aufreibend werden wie erwartet – immerhin hat Syriens Regierung die militärisch noch immer schlagkräftigen Rebellen monatelang selbst in Idlib versammelt – könnte Assad hierin einen schnellen Ausweg sehen. Der Preis wäre aber eine militärische Reaktion der USA, die sich offenbar wieder für Syrien interessieren. Und plötzlich bestünde erneut die Gefahr einer amerikanisch-russischen Konfrontation.

Assad hat den Machtkampf im Land zwar längst gewonnen, aber das Syrien-Drama ist noch nicht ausgestanden. In Idlib könnte eines der blutigsten Kapitel dieses Krieges geschrieben werden, schon weil die islamistischen Rebellen keinen weiteren Zufluchtsort und außerdem nichts mehr zu verlieren haben. Was gerne übersehen wird: Nebenbei sterben in Idlib auch die letzten Reste einer zarten, aber mutigen Zivilgesellschaft. Die Blutsbrüder Assad und Putin wird das nur freuen.

Marcus Mäckler

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