Es wäre gut, wenn in den deutsch-türkischen Beziehungen nach den katastrophalen letzten beiden Jahren ein Neuanfang gelänge. Doch man sollte sich nichts vormachen: Nicht Reue oder bessere Einsicht treiben den Sultan vom Bosporus zur Kehrtwende, sondern schiere Verzweiflung. Die Türkei leidet unter einer Hyper-Inflation, manche Experten sagen ihr schon ein ähnliches Schicksal voraus wie dem Pleite-Land Argentinien. Präsident Erdogan braucht also dringend Hilfe, wenn er politisch überleben will. Eines ist klar: Er kann nach dem Umbau der Türkei in ein Präsidialsystem mit ungeheurer Machtfülle für sich niemand anderes mehr für den wirtschaftlichen Niedergang verantwortlich machen.
Dennoch muss gelten: Wenn die Türkei wieder gedeihliche Beziehungen zu Deutschland aufbauen will, muss sie in Vorleistung treten und zumindest die schlimmsten Auswüchse ihrer Terror-Paranoia abstellen. Etwa die unter lächerlichem Vorwand inhaftierten Deutschen aus den Gefängnissen entlassen. Bundesaußenminister Maas hat öffentlich einen überaus moderaten Ton angeschlagen. Hoffentlich hat er hinter verschlossenen Türen Tacheles geredet.
Alexander Weber
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