Brandbrief von DB-Chef Lutz

Leichtfertige Versprechen

von Redaktion

Auf der Bahn lastet ein hoher Erwartungsdruck, möglicherweise ein zu hoher. Bis 2030 soll sie die Fahrgastzahlen nicht weniger als verdoppeln! So steht es im Koalitionsvertrag. Dass dieser Auftrag eine schwere Last ist, deutet Konzernchef Lutz mit seinem Brandbrief an. Der verfügte Ausgabenstopp ist jedenfalls kein gutes Zeichen. Die Bahn kämpft an vielen Fronten. So hat sie sich auf einen möglicherweise verhängnisvollen Wettlauf mit dem Fernbusunternehmen Flixbus eingelassen. Dumpingpreise bei den Tickets sind gut für den Bahnkunden, bringen aber die Bilanz in Schieflage. Hinzu kommen hausgemachte Fehler: So hat die Konzernspitze leichtfertig eine verbesserte Pünktlichkeit bei den Fernzügen versprochen, ohne darauf hinzuweisen, dass dies notgedrungen schwierig werden dürfte. Denn nachdem die Politik mehr Geld für den Netzausbau bewilligt hat, liegt die Zahl der Baustellen auf einem Rekordhoch. Das aber bremst notwendigerweise Züge aus.

Schon wahr, nach jahrelanger Missachtung wird nun plötzlich erkannt, dass die Bahn unerlässlich ist. Diesel-Affäre, Luftreinhaltungspläne und Dauerstau auf den Straßen zwingen zur Kurskorrektur. Jetzt kann es auf einmal nicht schnell genug gehen. Die Politik ist in einen Überbietungswettbewerb utopischer Ausbaupläne geraten. Doch die Verkehrswende kommt nicht über Nacht. Und vor allem ist sie nicht gratis zu haben.

Dirk Walter

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