Wenn der frühere SPD-Chef Martin Schulz im Bundestag den AfD-Fraktionschef Alexander Gauland auf den „Misthaufen“ der deutschen Geschichte wünscht, dann mag das seine Kollegen zu Applaus verleiten und im Internet teils für Begeisterung sorgen. Allerdings begeht Schulz damit einen strategischen Fehler – genau wie sein Kollege Johannes Kahrs, wenn er den AfD-Politikern Hässlichkeit attestiert und zu einem Blick in den Spiegel rät.
Völlig richtig: Rassismus („Kopftuchmädchen“), Revisionismus (NS-Diktatur als „Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“) und andere AfD-Grenzverschiebungen sollten alle Menschen entsetzen, die sich den ersten 20 Artikeln unseres klug komponierten Grundgesetzes verpflichtet fühlen. Nur: Mit Angriffen unterhalb eines bestimmten sprachlichen Niveaus bestärkt man die Rechtsaußen-Partei in ihrer Opferrolle und gewinnt schwerlich Protestwähler zurück.
Nun mögen manche einwenden, dass es früher (Wehner! Strauß!) im Parlament auch zur Sache gegangen ist. Das mag stimmen, hilft aber als Blaupause nur sehr bedingt weiter. Denn anders als einst ist heute eine Partei im Bundestag, die das politische System grundlegend ändern will und offen den Schulterschluss mit Rechtsextremen sucht. Umso wichtiger, dass Politiker wie Schulz die AfD endlich inhaltlich stellen – und im Regierungsalltag die realen Problemfelder (sündig teure Mieten, chaotische Flüchtlingspolitik, Pflege-Notstand) richtig angehen.
Maximilian Heim
Sie erreichen den Autor unter
politik@ovb.net