Es ist schon bemerkenswert, wenn der Steuerberater gemeinsam mit der Putzfrau demonstriert, weil beide von den gleichen Sorgen angetrieben werden. Die teuren Mieten betreffen alle in der Stadt. Inzwischen müssen auch Gutverdiener einen erheblichen Teil ihres Einkommens für die Miete aufwenden, immer mehr Geringverdiener können sich München nicht mehr leisten.
Nun ist es natürlich eine Utopie, zu glauben, es gäbe einfache Rezepte gegen Mietwahnsinn, Immobilienspekulation und Luxussanierungen. Nur sollte die Politik jetzt nicht den Fehler machen, die Anliegen der rund 11 000 Demonstranten einfach nur als Utopien abzutun. Der Verweis, dass es doch nur 11 000 waren, nicht 30 000 wie bei der Demo gegen Änderungen im Polizeiaufgabengesetz oder 25 000 bei „Ausgehetzt“ gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen die CSU, ist ebenso verfehlt.
Teilnehmerzahlen sind nämlich dann zweitrangig, wenn man sich klarmacht, dass hier Gutverdiener und Geringverdiener von den gleichen Ängsten geplagt werden. Wenn Mitglieder aller Schichten den Schulterschluss suchen, sind sie gemeinsam stärker und können etwas erreichen, mag das Ziel auch nach einer Utopie klingen. Es ist nämlich die Gesellschaft, die sich bewegt.
Susanne Sasse
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