Der Niedergang der Bayern-SPD

Altbacken

von Redaktion

Jetzt bekommt es die Bayern-SPD schwarz auf weiß: Mit seiner lange hinausgezögerten Entscheidung, das TV-Duell vor der Landtagswahl lieber mit den Grünen statt den Genossen zu veranstalten, nimmt der Bayerische Rundfunk die sich anbahnende tektonische Verschiebung im bayerischen Parteiensystem quasi vorweg. Die zwar stets chancenlose, aber doch traditionell selbstbewusste Bayern-SPD hat als Sprachrohr des linken Lagers ausgedient.

Für den Niedergang gibt es mehrere Gründe – die meisten davon liegen weit jenseits der Zuständigkeit der Zentrale am Münchner Oberanger. Kein Mensch kann sagen, wo die Genossen stünden, hätten sie in Berlin den im September schon euphorisch gefeierten Gang in die Opposition wirklich antreten dürfen. Stattdessen werden sie weiter zwischen Merkel und Seehofer zerrieben, in der Migrationspolitik finden sie keine klare Linie. Und doch drängt sich die Frage auf, warum die SPD in Hessen um mehr als zehn Prozentpunkte besser dasteht.

Natascha Kohnen hätte als moderne, selbstbewusste Frau, die als Quereinsteigerin mitten im Leben steht, eine richtig gute Spitzenkandidatin sein können. Doch in der braven und altbackenen SPD-Kampagne kommt nichts davon rüber. Im Gegenteil: Wer Kohnen kennt, erkennt sie kaum wieder. Ihren größten Erfolg in den sozialen Netzwerken landete sie einst mit einer emotionalen Landtagsrede zur Asylpolitik. Frech, frisch, von Herzen. Und leider auch einmalig. Stattdessen werden diese Attribute nun ihrer Konkurrentin Katharina Schulze zugeschrieben. Auch deshalb befinden sich die Grünen auf der Überholspur.

Mike Schier

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