Sollen hohe Abwrackprämien Autofahrer dazu bringen, sich von ihren nicht wirklich alten Diesel-Autos zu trennen? Oder ist die Hardware-Nachrüstung der beste Weg zu sauberer Luft? Der Streit zwischen Verkehrs- und Umweltpolitikern führt in die Irre – weil sich alle Beteiligten an der entscheidenden Frage vorbeimogeln: Wie gefährlich sind Stickoxide wirklich?
Die Stickoxid-Konzentrationen, die seit Jahren auf deutschen Straßen gemessen werden, sind nach den Maßstäben der in dieser Hinsicht strengen US-Umweltbehörde EPA selbst für vorgeschädigte Menschen keine Beeinträchtigung. Die Stoffgruppe geriet ins Visier, weil sie leicht messbar ist und gleichzeitig ein starkes Indiz dafür, dass dort, wo sie gehäuft vorkommt, die Luft insgesamt außergewöhnlich belastet ist. Sie ist ein Hinweis auf Gefahrstoffe, aber nicht selbst die eigentliche Gefahr. Wer glaubt, die Gesundheit von Menschen zu schützen, indem er allein die Stickoxide reduziert, handelt wie ein Kind, das sich angesichts einer drohenden Gefahr die Augen zuhält.
Wissenschaftler, die aus immer wieder neuen Auswertungen alter statistischer Erhebungen den Schluss ziehen, dass Stickoxide für sich genommen eben doch gefährlich sind, ignorieren den entscheidenden Zusammenhang. Sie agieren damit – wohl aus ideologischen Motiven – im Grenzbereich zur Scharlatanerie. Den auf solchen Fehlleistungen basierenden gültigen europäischen Grenzwerten für verkehrsbedingte Stickoxide fehlt jede naturwissenschaftlich belastbare Grundlage. Wer daran wider besseres Wissen festhält, schadet dem Umweltgedanken und leistet Kräften Vorschub, die mit dem Schutz der Lebensgrundlagen nichts am Hut haben.
Martin Prem
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