München/Bonn – Die Nervosität der katholischen Bischöfe in Deutschland wächst angesichts der Debatte um den sexuellen Missbrauch. Mehrere Bischöfe, darunter auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx, baten die Opfer um Verzeihung. „Wir stehen an der Seite der Betroffenen sexuellen Missbrauchs“, versicherte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei einem Gottesdienst in Vallendar/Rheinland-Pfalz. „Es ist noch immer erschütternd, was Kindern und Jugendlichen, die sich Priestern anvertraut haben, durch dieses unvorstellbare Leid widerfahren ist.“ Der sexuelle Missbrauch sei „eine Wunde, etwas, was uns zutiefst bedrückt und erschüttert und erschrocken macht, dass inmitten der Kirche das geschehen ist und geschieht“.
Wie berichtet, wird sich die Bischofskonferenz in der kommenden Woche in Fulda mit der neuen Missbrauchsstudie befassen, deren Ergebnisse in Teilen vorab bekannt wurden (wir berichteten). Ein Sprecher der Konferenz bestätigte gestern einen Bericht der „FAZ“, demzufolge die deutschen Bischöfe die Studie schon im Vorfeld per Post erhalten. Das hatte unter anderem Regensburgs Bischof Rudolf Voderholzer gefordert. Der Druck auf die Geistlichen steigt, Konsequenzen aus der Studie zu ziehen – hinsichtlich der Strukturen in der Kirche, des Zugangs zum Priesteramt und des Klerikalismus.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer aus Hannover, der zunächst die Studie leiten sollte und sich dann aber 2013 mit der Bischofskonferenz über die Modalitäten überworfen hatte, attestiert der neuen Studie große Schwachpunkte. Die Forscher hatten keinen Zugang zu den Originaldokumenten. Eine Folgestudie wäre notwendig, „damit mehr Licht in dieses Dunkelfeld kommt“, sagte er dem „Spiegel“. Die Dunkelziffer sei sehr hoch. Pfeiffer sieht im Zölibat eine Ursache für die hohe Zahl von Missbrauchsfällen. „Wenn die Kirche sich durchringen könnte, ihn abzuschaffen, würde das die Häufigkeit des Missbrauchs reduzieren.“ kna/cm