Heftige Vorwürfe: Stürzt Trumps Richter-Kandidat?

von Redaktion

Psychologie-Professorin aus Kalifornien unterstellt Brett Kavanaugh sexuelle Gewalt als Schüler – Abstimmungstermin im Senat in Gefahr

Washington – Der Vorgang, der nun plötzlich höchste politische Brisanz in Washington erreicht hat, liegt mehr als 35 Jahre zurück. Brett Kavanaugh, Donald Trumps konservativer Kandidat für den Obersten Gerichtshof („Supreme Court“), soll – so der kurz vor der geplanten Bestätigung Kavanaughs aufgetauchte Vorwurf – während seiner Schulzeit als 17-Jähriger bei einer feuchtfröhlichen Party eine 15-jährige Teenagerin sexuell bedrängt und versucht haben, ihre Kleidung zu entfernen.

Das Mädchen von damals ist die heute 51-jährige Christine Ford, eine Psychologie-Professorin in Stanford (Kalifornien), registrierte Demokratin und Parteispenderin für ihre Partei. Warum sie bisher geschwiegen hat und den Vorwurf nach Jahrzehnten nun ausgerechnet vor der für Donnerstag geplanten Senatsabstimmung über Kavanaugh erhebt, das hat die Frau nicht schlüssig erklärt. Ihr Motiv erscheint aber dennoch gut erkennbar: Die Berufung Kavanaughs zu verhindern – eines Kandidaten, der für Amerikas Linke ein rotes Tuch ist und der, so fürchten die Demokraten, auch in der Abtreibungsfrage neue Rechtsgrundlagen schaffen könnte.

Mit der Professorin aus Kalifornien und ihrem späten Vorwurf scheint der Trump-Opposition ein Gottesgeschenk in den Schoß gefallen zu sein. Nachdem zunächst erwartungsgemäß nur unter Demokraten der Ruf nach einer Verschiebung der Abstimmung laut geworden war, schlossen sich am Wochenende erste Republikaner an.

Jeff Flake, einer der konservativen Trump-Kritiker im Senat, will nun ebenso eine Vertagung wie sein Parteifreund Bob Corker, der sich ebenfalls mit Distanz zum Präsidenten zu profilieren versucht hat. Beide sagen, Ford müsse vor einer Abstimmung angehört werden.

Da die Republikaner im Senat lediglich einen Zwei-Stimmen-Vorsprung haben und Kavanaugh mit einfacher Mehrheit bestätigt werden muss, könnte es am Ende für den Trump-Kandidaten eng werden. Mit der Behauptung eines bisher durch Zeugen nicht bewiesenen und von Kavanaugh erbost zurückgewiesenen sexuellen Übergriffs haben Gegner des Präsidenten nun ein öffentlichkeitswirksames Argument bekommen, die Nominierung entgleisen zu lassen.

Ausgerechnet die von Donald Trump häufig kritisierte „Washington Post“ hat der angeblich sexuell Bedrängten nun ein Sprachrohr gegeben. Die Frau will den vermeintlichen Vorfall im Sommer zunächst einer Abgeordneten der Demokraten vertraulich mitgeteilt haben. Die Parlamentarierin informierte dann ihre Parteifreundin Dianne Feinstein, die im Senat über Kavanaugh mitentscheiden muss.

Schnell wurde dann der Name des angeblichen Opfers von Demokraten an die Medien weitergereicht, obwohl sich die Frau Berichten zufolge eigentlich Anonymität erbeten hatte. Auf Anraten einer Frauenrechts-Anwältin will sie sogar einen Lügendetektor-Test bei einem pensionierten FBI-Beamten absolviert haben, den sie bestanden habe. Problem: Mit entsprechender Vorbereitung könnten solche Testergebnisse manipuliert werden. F. Diederichs

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