Krieg führt zu großem Leid – und manchmal zu großer Absurdität. Dass es ausgerechnet ein syrisches Luftabwehrsystem war, das einen russischen Militärflieger vom Himmel schoss, ist jedenfalls eine tragische Pointe. Um den Schaden zu begrenzen, sucht der Kreml die Schuld denn auch bei Israel statt bei den eigenen Verbündeten und riskiert ernste diplomatische Verwerfungen mit Tel Aviv. Was dran ist an dem Vorwurf, muss sich zeigen. Für den Moment ist es aber bequemer, einen Dritten verantwortlich zu machen, als daheim den Tod von 15 Soldaten mit einem syrischen Fauxpas zu erklären.
Ein Ziel des Kremls war es stets, durch den Syrien-Einsatz außenpolitisch und militärisch an Statur zu gewinnen. Das ist wohl geglückt; es kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Präsident Wladimir Putin zunehmend Probleme hat, den langwierigen Einsatz innenpolitisch zu rechtfertigen. Auch den Russen geht auf, dass die Unterstützung des syrischen Regimes immer mehr Leben und Geld verschlingt, während die Regierung im eigenen Land gewaltig am Rentensystem herumschraubt. In dieser Stimmungslage kommt der Abschuss des Militärfliegers für Putin – zumal kurz nach der überraschenden Einigung mit der Türkei – denkbar ungelegen. Für ihn kann es im Grunde nur einen Weg geben: möglichst schnell raus aus Syrien. Klar ist aber auch: Die Chancen darauf stehen schlecht.
Marcus Mäckler
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