München – An diesem Donnerstag startet der „Wahl-O-Mat“ zur bayerischen Landtagswahl. Der Politologe Stefan Marschall begleitet die von der Bundeszentrale für politische Bildung angebotene Entscheidungshilfe seit 2003. „Damals musste man noch jedem erläutern, was das soll“, sagt Marschall. „Heute fragen viele Leute, wann der ,Wahl-O-Mat‘ endlich aufrufbar ist.“
-Herr Professor, was hat es mit dem „Wahl-O-Mat“ auf sich?
Das ist ein Angebot für alle Wählerinnen und Wähler, um sich mit den Themen zur Wahl und den jeweiligen Positionen der Parteien auseinander zu setzen.
-Dazu gibt es Thesen, denen man als Nutzer zustimmen, widersprechen oder gleichgültig gegenüber stehen kann.
Korrekt. Diese 80 Thesen werden im Vorfeld von Jugendlichen und Jungwählern bis 26 Jahren entwickelt. Im zweiten Schritt legen wir die Thesen den zur Wahl stehenden Parteien vor, die dann darauf antworten können. Es folgt die finale Auswahl jener 38 Thesen, die es schließlich in den „Wahl-O-Mat“ schaffen. Übrigens auch unter Berücksichtigung der Wahlkampf-Schwerpunkte.
-Eine schwere Auswahl?
Ja, die Reduzierung der Thesen ist manchmal eine Qual. Es gibt einfach so viele wichtige Themen, die man in einem solchen Angebot abbilden möchte.
-Auch vertrackt: Komplexe Themen auf letztlich einen Satz zu bringen. Oder?
Das ist zwar ein schwieriger Prozess – aber am Ende funktioniert es. Dennoch ist es natürlich gut, wenn man noch mehr zu einem Thema lesen kann. Deshalb können die Parteien ausführlichere Begründungen einreichen, die von den Nutzern bei Interesse am Ende des „Wahl-O-Mats“ abgerufen werden können.
-Haben alle relevanten Parteien für die bayerische Landtagswahl am 14. Oktober ihre Antworten eingereicht?
Ja. Insofern ist in unserem Angebot das komplette Spektrum der zur Wahl stehenden Parteien abgebildet.
-Werfen Sie als Gegenprüfung noch mal einen Blick in die Wahlprogramme?
Nein. Allerdings schauen wir uns an, ob die ausführliche Begründung der Partei zu ihrer Position passt.
-Wie funktioniert das bei einer Satire-Truppe à la „Die Partei“?
Die sind schon eine Herausforderung, weil sie auch in ihren Antworten versuchen, Satire zu betreiben. Mit ernsthaften Einlassungen hat das nicht so viel zu tun. Aber auch diese Partei nehmen wir in gewisser Weise ernst, auch da müssen Position und Begründung zueinander passen.
-Das Angebot soll bei der Entscheidungsfindung helfen. Wie gehen die Nutzer mit ihrer Auswertung um?
Wir wissen, dass rund die Hälfte der Nutzer mobilisiert wird, sich weiter politisch zu informieren. Allerdings nutzen bisher vor allem Menschen den „Wahl-O-Mat“, die ohnehin wählen gehen. Die Wahlbeteiligung erhöht das Angebot also nicht so stark.
Interview: Maximilian Heim