Korea-Einigung

Der Anti-Showgipfel

von Redaktion

Wenig Brimborium, einige konkrete Ergebnisse. Das Treffen zwischen Südkoreas Präsidenten Moon Jae-In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un war quasi die produktive Antithese zum Kim-Trump-Showgipfel in diesem Jahr. Erkenntnis: Diplomatisches Klein-Klein kann sehr wohl noch Wirkung entfalten. Die Ergebnisse sind jedenfalls belastbarer als alles, was der US-Präsident nach monatelanger Breitbeinigkeit vorzuweisen hatte.

Kim hat sich bereit erklärt, unter bestimmten Voraussetzungen seinen wichtigsten Atomkomplex abzubauen und internationale Inspekteure ins Land zu lassen. Das deutet auf den Willen hin, das Verhältnis zu Südkorea – auf das es ja letztlich ankommt – langfristig zu verbessern. Als Gegenleistung für den Atomanlagen-Abbau wird Kim womöglich die vorzeitige Lockerung von Sanktionen fordern, die sein Land inzwischen hart treffen. Hinter dem guten Willen steckt also ein gutes Stück Pragmatismus. Kim ahnt: Isolation führt ihn nirgendwo hin.

Die Vorlage ist da – ob Donald Trump sie aufnimmt? Eigentlich wollen die USA erst Ergebnisse sehen, bevor sie sich bewegen, weshalb es zwischen Washington und Pjöngjang zuletzt wieder fröstelte. Natürlich ist in Bezug auf den gewieften Taktiker Kim auch stets Skepsis geboten. Trotzdem sollte das Weiße Haus Südkoreas Präsidenten Moon jetzt aber nicht in den Rücken fallen, sondern wieder das Gespräch mit Kim suchen. Ein wenig leise Diplomatie wäre ein guter Weg.

Marcus Mäckler

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