Der Wirbel um seinen prügelnden Ex-Leibwächter, die (dank deutscher Trägheit) verpufften EU-Reformvorschläge und drei Minister-Rücktritte – für Emmanuel Macron läuft es nicht gut. Das ist nicht überraschend. Denn die ersten Amtsmonate des jungen französischen Staatschefs haben im eigenen Land, vor allem aber darüber hinaus eine zu große Erwartungshaltung geweckt.
Das liegt nicht zuletzt an Macron selbst. Sein größtes Talent, dank seiner brillanten Rhetorik Menschen für sich einzunehmen, könnte sich nun paradoxerweise gegen ihn richten. Der gerade mal 40-Jährige hat nicht weniger als eine Rundum-Erneuerung des Landes versprochen, innenpolitisch wie außenpolitisch. Nun muss er erkennen, dass die Lust seiner Wähler auf große Veränderungen vielleicht doch nicht so groß ist wie im Wahlkampf-Rausch. Und dass noch so klug verhandelte Arbeitsmarktreformen nicht innerhalb weniger Monate Wirkung zeigen. (Auch die SPD konnte vom guten Teil der nicht nur guten Agenda-Politik nicht profitieren.)
Dennoch: Eine Delle in den Umfragen ist kein Weltuntergang, zumal die Franzosen ihre Mächtigen traditionell und mit diebischer Freude besonders skeptisch sehen. Macron bleiben dreieinhalb Jahre, um sein Land für die Zukunft zu rüsten. Wenn ihm das gelingt, werden sie ihn nicht aus dem Elysée-Palast jagen.
Maximilian Heim
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