Kerpen/Düsseldorf – Nach dem Unfalltod eines Journalisten im Hambacher Forst gehen Forderungen und Schuldzuweisungen hin und her. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) warf Waldbesetzern vor, die Unterbrechung der Räumungsarbeiten für den Bau neuer Baumhäuser zu nutzen. Er forderte die Aktivisten dazu auf, die Häuser zu verlassen. Eine Sprecherin der Waldbesetzer lehnte das ab.
Die Polizeiaktion im Hambacher Forst läuft seit einer Woche. Bis Mittwoch waren laut Polizei 39 von 51 Baumhäusern geräumt worden. Die Waldbesetzer protestieren gegen das Vorhaben des Energiekonzerns RWE, weite Teile des Waldes zur Braunkohle-Gewinnung abzuholzen.
Die Landesregierung hatte die Räumung der Baumhäuser am Mittwochabend vorläufig ausgesetzt. Wann es weitergehe, stehe noch nicht fest, sagte Reul. „Einige Aktivisten oder Gewalttäter benutzen dieses Moratorium, um neue Häuser zu bauen und, was ich noch schlimmer finde, Rettungswege mit Barrikaden wieder zuzusperren“, sagte er.
Der Journalist aus Leverkusen war am Mittwoch durch die Bretter einer Hängebrücke zwischen zwei Baumhäusern gebrochen und 15 Meter tief gestürzt. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Unfall aus. Der Mann aus Leverkusen habe als freier Journalist für einen YouTube-Kanal gearbeitet und Filmaufnahmen von den Aktivisten gemacht. Die Hängebrücke sei bereits vorab beschädigt gewesen.
RWE-Chef Rolf Martin Schmitz wies gestern darauf hin, dass der Unfall laut Polizei „keine Folge polizeilicher Maßnahmen“ gewesen sei. Die Waldbesetzer sprachen dagegen von „Lüge“. Es habe eine Räumung gegeben, der Tod des Journalisten stehe damit direkt in Verbindung.