Konsequenzen aus Missbrauchsskandal

Manns genug?

von Redaktion

Ist das wirklich die Wende in der katholischen Kirche? Die Betroffenheit der Bischöfe, die sie gestern bei der Präsentation der Missbrauchsstudie zeigten, ist glaubhaft. Sie schämen sich für eine Kirche, in der sich in den vergangenen Jahrzehnten Seelsorger (!) vieltausendfach an Kindern vergangen haben, die ihnen anvertraut worden waren.

Die genaue Zahl der Verbrechen wird wohl nie ans Tageslicht kommen. Doch schon die Spitze des Eisbergs bringt das Kirchenschiff ins Wanken. Nicht nur in Deutschland, überall auf der Welt erschüttern Missbrauchsverbrechen die Menschen: USA, Irland, Australien, Chile. Und es werden weitere folgen. Gewiss: Sexuellen Missbrauch gibt es auch im familiären Umfeld, in Sportvereinen, in Schulen und in der Filmbranche. Aber der Missbrauch durch Priester ist trotzdem speziell, denn er hängt auch mit falsch verstandener Macht in der Kirche zusammen. Mit Klerikalismus, diesem hierarchisch-autoritären System, das geweihten Männern qua Amt eine übergeordnete Position verleiht. Und das dazu führte, dass alles getan wurde, um diese Institution zu schützen – bis hin zur Vertuschung von Verbrechen.

Hinter einer Studie über sexuellen Missbrauch ohne Nennung von Verantwortlichen dürfen sich die Bischöfe nicht verstecken. Sie müssen die klerikalen Machtstrukturen aufbrechen und sich von überholter Sexualmoral verabschieden, damit die Heuchelei verbannt wird. Der Papst hat die Bischofskonferenzen aufgefordert, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Noch haben die deutschen Bischöfe nicht bewiesen, dass sie dazu Manns genug sind.

Claudia Möllers

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