Er kam, um zu prahlen und zu schimpfen. Das ist nicht weiter bemerkenswert, so bestritt US-Präsident Donald Trump schon seine erste Rede vor den Vereinten Nationen im vergangenen Jahr. Mit einem Unterschied: Damals wirkten die anderen Staats- und Regierungschefs wie gelähmt – diesmal haben sich zumindest die EU-Mitglieder dazu entschlossen, ein Zeichen der Gegenwehr zu setzen.
Mit ihrem Plan, die US-Sanktionen gegen den Iran mit einem Trick zu umgehen, zeigen sie, dass sich Europa seine Agenda nicht vom Rednerpult aus diktieren lässt. Dass die EU lieber ein mäßiges als kein Atom-Abkommen mit Teheran möchte, war zwar eh bekannt. Erwähnenswert ist deshalb vor allem der geschickt gewählte Zeitpunkt der Bekanntmachung – einen Tag vor Trumps Rede. Der wütende Aufruf des US-Präsidenten, Irans „korrupte Diktatur“ zu isolieren, schien damit schon im Vorfeld zahnlos.
Unterm Strich ist das aber nur eine halbgute Nachricht. Die Vereinten Nationen leben von gegenseitigem Vertrauen. Trump hat sich mit seinen Attacken gegen alles, was ihm nicht passt, auch diesmal als großer Saboteur dieses Vertrauens erwiesen. Nordkorea zu umschmeicheln, aber Deutschland heftig zu kritisieren, verkehrt die Logik der Gemeinschaft. Trump hat die UN längst beschädigt.
Marcus Mäckler
Sie erreichen den Autor unter
Marcus.Maeckler@ovb.net