München – Eine Dreiviertelstunde vor dem Beginn ihres TV-Duells treffen sich die beiden Kontrahenten kurz im Foyer vor dem Studio. Händedruck, Zunicken, kurzes Lächeln, viel Blitzlicht. Da stehen also, zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl, der CSU-Ministerpräsident Markus Söder und sein Herausforderer Ludwig Hartmann von den Grünen. Das hätte im Freistaat Bayern vor einigen Jahren auch niemand gedacht.
Für beidseitiges Erstaunen ob dieser Konstellation bleibt freilich wenig Raum. Eine Stunde hat der Bayerische Rundfunk für die Sendung angesetzt, am Ende werden es zehn Minuten mehr. Allzu viel Zeit ist das nicht – und so wird es ein zackiger Galopp durch verschiedene Themen. Auffällig ist: Söder gibt sich betont präsidial, aufeinander gelegte Hände, ruhige Stimme. Hartmann dagegen redet gewohnt schnell, agiert mal angriffslustig, mal empört – und unterbricht Söder zu dessen Bedauern („Ich höre Ihnen doch auch zu“) immer wieder.
Inhaltlich liefert der Abend wenige neue Erkenntnisse, sofern man den bisherigen Wahlkampf nicht ignoriert hat. Beispiel Wohnen: Grünen-Mann Hartmann wirft Söder vor, viel zu wenig für den Wohnungsbau zu tun, viele Sozialwohnungen reduziert zu haben. Söder kontert: Schon jetzt werde mehr gebaut. Und überhaupt: Dass man in Bayern mehr Wohnungen brauche, liege nicht zuletzt an der hohen Attraktivität des Freistaats. Ansonsten fliegen viele Zahlen hin und her. Beide Seiten haben sich detailliert vorbereitet, wollen zentrale Punkte unterbringen. Zur Not auch, wenn der Moderator eigentlich etwas anderes gefragt hat.
Nicht nur beim Thema Wohnen, auch bei Windrädern (Söder: behutsam, Hartmann: viel mehr) und dem Kreuz-Erlass für Behörden (Söder: hängen lassen, Hartmann: abhängen) liegen CSU und Grüne erwartbar auseinander. Für das Thema Asyl und Migration gilt das ohnehin. Söder betont, abgelehnte Asylbewerber müssten konsequent abgeschoben werden. Hartmann findet dagegen, dass die falschen Menschen abgeschoben würden. Söder ist gegen einen Spurwechsel für Asylbewerber in den Arbeitsmarkt, Hartmann ausdrücklich dafür.
Schon die Entscheidung für das Duell hat für Wirbel gesorgt. Erst nach langem Hin und noch längerem Her hat sich der Bayerische Rundfunk dafür entschieden, heuer einen Grünen als Hauptkonkurrent für den CSU-Regierungschef einzuladen. Das vor allem der bayerischen SPD extrem missfallende Argument: In den Umfragen liegen die Grünen seit Monaten stabil auf Rang zwei, zuletzt bei plusminus 17 Prozent.
Angesichts der drohenden CSU-Verluste appelliert Söder am Ende der Sendung an die unentschlossenen Wähler, warnt vor einem „völlig instabilen“ Bayern mit einem Sieben-Parteien-Parlament. Und Hartmann? Angesprochen auf eine mögliche Koalition mit der CSU sagt er vielsagend: „Wir wollen Bayern gestalten und zum Guten verändern.“ Mit den Grünen könne man deshalb jederzeit über eine ökologische und gerechte Politik reden. Da schaut Söder, als hoffe er sehr inständig, dass ihm diese Gespräche erspart bleiben.
Ganz am Ende dürfen sich die beiden Politiker dann noch gegenseitig eine Frage stellen. Wer volle Attacke erwartet hat, wird enttäuscht. Hartmann fragt Söder, ob man mal gemeinsam in den Alpen wandern gehen wolle – um über einen dritten Nationalpark zu diskutieren. Man einigt sich schließlich darauf, auch in Söders Heimat Franken wandern zu gehen. Der 14. Oktober wird zeigen, wie schnell diese Wandertermine anberaumt werden müssen. Am Ende, befindet Söder korrekt, entscheiden die Wähler.