Angela Merkel sah etwas angeschlagen aus, als am Mittwochmorgen routiniert die Kabinettssitzung abspulte. Die überraschende Abwahl ihres Vertrauten Volker Kauder als Fraktionschef und die Wahl des bis dahin eher unbekannten Ralph Brinkhaus zum neuen Vorsitzenden sollte das Regierungshandeln bloß nicht beeinflussen. Zumal man eben noch öffentlich versprochen hatte, nach der Koalitionskrise um Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen endlich zur Sacharbeit zurückkehren zu wollen. So soll es auch bleiben, wie Brinkhaus nach seiner Wahl verdeutlichte. Gestern war er im Kanzleramt bei der üblichen Vorbesprechung der Unionsseite vor der Kabinettssitzung schon dabei.
In der CDU richten sich die Blicke auf Anfang Dezember, wenn Merkel auf dem Bundesparteitag in Hamburg sich der Wiederwahl als Vorsitzende stellen will. Bekommt sie auch dort ein schlechtes Ergebnis, wäre dies ein weiterer Tiefschlag. In Berlin wurde allerdings auch darüber spekuliert, ob die Kanzlerin den CDU-Vorsitz vielleicht abgibt – der Name ihres Stellvertreters Armin Laschet als Nachfolger fiel hinter den Kulissen. Er ist NRW-Ministerpräsident und führt den größten CDU-Landesverband. Darüber hinaus genießt Laschet Anerkennung in allen Unionslagern. Die Trennung von Kanzlerschaft und Parteivorsitz sei freilich schon Merkels SPD-Vorgänger Gerhard Schröder nicht gut bekommen. bms