„Ich dachte, er würde mich vergewaltigen“

von Redaktion

Historische Anhörung im US-Kongress: Professorin belastet Trumps Richter-Kandidaten schwer – Keine Zweifel an Täter-Identität

Washington – „Ich habe Angst“, sagt Christine Ford, 51, Psychologie-Professorin aus Kalifornien, gestern zu Beginn ihrer gut vierstündigen Anhörung vor einem Senats-Ausschuss. Sie wolle nicht hier sein, aber sie müsse über ihr Erlebnis mit Brett Kavanaugh reden. „Weil er mich sexuell attackiert hat und weil es meine Pflicht als Bürgerin ist“.

Zum ersten Mal hört die US-Öffentlichkeit gestern die Frau, die Donald Trumps erzkonservativen Richter-Kandidaten Kavanaugh zu Fall bringen könnte. Christine Ford, ein Parteimitglied der Demokraten, ist den Tränen nahe, als sie den angeblichen Schülerparty-Vorfall aus dem Jahr 1982 schildert. „Ich wurde auf ein Bett gedrückt, und Brett sprang auf mich. Er drängte sich eng an mich. Ich dachte, er wollte mich vergewaltigen. Ich schrie um Hilfe. Brett legte mir die Hand auf den Mund, er und sein Freund waren betrunken und lachten. Ich war schließlich in der Lage, mich zu befreien und wegzulaufen.“

Lange schwieg sie. Nur ihrem Mann und Therapeuten habe sie sich anvertraut, bis Demokraten einen vertraulichen Brief Fords an eine Abgeordnete an die Medien gaben. Der Vorfall habe sie „mein Leben lang verfolgt. Mir geht es nur um die Wahrheit“.

Trump hatte am Mittwoch gesagt, die „MeToo“-Bewegung setze einen „gefährlichen Standard“. Es dürfe nicht sein, dass man für schuldig befunden werde, bis man die Unschuld beweisen könne. Er werde den Anhörungen folgen und eventuell seine Ansichten über Kavanaugh ändern.

Aus Kreisen der Republikaner war gestern zu hören, dass die Aussage von Ford „beeindruckend“ sei. Der republikanische Senator Orrin Hatch sagte, Ford sei eine „attraktive gute Zeugin“. Dies dürfte den Druck auf das Weiße Haus erhöhen, Kavanaughs Nominierung zurückzuziehen.

Doch der verteidigte sich vehement. Der sichtlich mitgenommene Richter-Kandidat sprach von einer orchestrierten Hetzjagd gegen ihn. Der Nominierungsprozess sei eine Schande. Er sei unschuldig.

Zweifel an den Aussagen Christine Fords, deren Absicht es nach eigenen Worten ist, die Berufung Kavanaughs an den obersten Gerichtshof zu verhindern, dürften für viele Republikaner dennoch weiter bestehen. Zumal am Mittwoch zwei Männer behaupteten, sie hätten Ford auf der Party belästigt. Ford aber ist sich sicher, dass Kavanaugh es war: Sie habe keine Zweifel an seiner Identität. „Er war es zu 100 Prozent“. Fr. Diederichs

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