Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, darf sich natürlich als Sieger fühlen: Er war ein angeschlagener Funktionär, ein Scheitern der deutschen Bewerbung für die Europameisterschaft 2024 hätte ihn aus dem Amt gefegt. Nun sitzt der Politiker aus Niedersachsen trotz aller Kritik und seinen nachgewiesenen Fehlern wieder sicherer.
Doch es sollte klar sein: In erster Linie war es nicht der Sieg des DFB über den Türkischen Fußball-Verband. Gewonnen hat im Staatenduell Deutschland gegen die Türkei. Entscheidend waren die harten Faktoren.
Nämlich: Die politischen Verhältnisse in der Türkei unter dem autokratischen Präsidenten Erdogan sind nicht so, dass die UEFA sich die Diskussionen einhandeln wollte, dass erneut eine Großveranstaltung in ein Land geht, das die Menschenrechte nicht so achtet, wie man das als Sportverband haben will. Wie die politische Landschaft bei uns in sechs Jahren aussehen wird, will man jetzt lieber noch nicht wissen – doch Deutschland ist der stabilere Partner als die Türkei, das ist klar.
Zudem geht es um die Wirtschaftskraft. Die UEFA verdient an ihrem Premiumprodukt Champions League zwar satt, aber achtet eben auch darauf, dass durch die alle vier Jahre stattfindende EM die Mittel für einen üppigen Haushalt eingespielt werden. Es ist offensichtlich, dass sie aus Deutschland, das sich als Veranstalter bewährt hat, mehr zu erwarten hat.
Man hätte dennoch ein knapperes Resultat erwartet als einen 12:4-Kantersieg. In Deutschland war in den vergangenen Monaten der Eindruck entstanden, der DFB fahre sein „Leuchtturmprojekt 2024“ an die Wand. Doch WM-Turbulenzen und die Özil-Affäre – letztlich waren es nur weiche Faktoren.
Günter Klein
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