UN-Vollversammlung

Cool bleiben

von Redaktion

Der US-Moderator Seth Meyers bilanzierte eiskalt: „Du weißt, dass es schlimm ist, wenn du die Deutschen zum Lachen gebracht hast.“ Das war auf Donald Trumps Rede vor der UN-Vollversammlung gemünzt, bei der er ausgelacht wurde, weil er sich so schamlos selbst lobte. Der US-Präsident sah das natürlich ganz anders und meinte, das Plenum habe mit ihm gelacht. Trump eben.

Man kann das nun bedauern – und tatsächlich lenkte die Ein-Mann-Reality-Show von den ernsten Themen der Versammlung ab. Selbst im Sicherheitsrat, wo es um den Kampf gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen gehen sollte, standen plötzlich Trumps (unbewiesene) Wahl-Einmischungs-Anschuldigungen gegen China im Raum. Als wollte er den Multilateralismus endgültig durch seinen gut gepflegten Narzissmus ersetzen.

Andererseits lernt die Weltgemeinschaft gerade, wie sie das Gerede einzuordnen hat. Statt hyperventilierender Reaktionen gab es einfach mal nüchternen Gegenwind – ob von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder von Außenminister Heiko Maas, die sich ohne Schaum vorm Mund gegen nationale Alleingänge aussprachen. Die neue Strategie heißt: cool bleiben. Das könnte ein Weg sein, um der Trump-Show irgendwann mal die Quoten zu rauben.

Marcus Mäckler

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