Nun geben sich alle zufrieden. Der Diesel-Streit ist beigelegt. Doch wer profitiert wirklich? Fahrer etwas älterer Autos, die von Fahrverboten betroffen wären? 10 000 Euro wären – ohne den Zusatz „bis zu“ ein schöner Batzen Geld. Doch in der Praxis werden die Beträge dem entsprechen, was an Rabatten üblich ist. Nutzen also nahe Null.
Die nun möglichen Hardware-Nachrüstungen sind – unabhängig davon, wer zahlt – nicht so wirksam, wie oft behauptet wird. Vor allem im werktäglichen Stop-and-go-Verkehr kommen die Katalysatoren kaum auf Betriebstemperatur. Sie bleiben unwirksam. Bei Bussen und Kommunalfahrzeugen dürfte sich dagegen die Abgassituation durch Nachrüstung spürbar verbessern. Das aber hätten die Städte längst tun können.
Vielleicht schafft man es gerade so, die Grenzwerte für Stickstoffdioxid einzuhalten. Profitieren dann betroffene Anwohner von besserer Luft? Nicht einmal das. Stickoxide sind vergleichsweise leicht messbar – und damit ein Indiz für eine insgesamt mit Schadstoffen belastete Luft. Das ist die einzige wissenschaftlich haltbare Begründung der geltenden Grenzwerte für ein Gas, dessen Schädlichkeit in den Dosen, die an deutschen Straßen gemessen werden, nach wie vor nicht belegt ist. Wenn man nur die Stickoxide reduziert und den Rest des Drecks ignoriert, ist gar nichts gewonnen. Die Diesel-Einigung ist kein Heilmittel, sondern ein Placebo für Gutgläubige.
Martin.Prem@ovb.net