Früher als angekündigt verlässt Innenminister Gérard Collomb die französische Regierung. Für Staatschef Emmanuel Macron ist der Weggang seines langjährigen Förderers, der übrigens beim Dauerthema Asyl und Migration einen bemerkenswert harten Kurs fuhr, ein lautes Alarmsignal. Denn anders als zuletzt mit Umweltminister Nicolas Hulot, einem idealistischen Quereinsteiger, verliert Macron mit dem 71-jährigen Collomb einen der wenigen Pfeiler seiner Regierung.
Macron ist in eine Krise gerutscht, die langsam zur echten Gefahr werden könnte. Unzufriedene Minister, der Skandal um seinen prügelnden Ex-Bodyguard, die ambitionierte Reform des Arbeitsmarkts, dazu Macrons unglückliche bis überhebliche Auftritte in der Öffentlichkeit – all das nutzen seine Gegner von linksaußen (in Gestalt des kauzig-charismatischen Jean-Luc Mélenchon) und rechtsaußen (in Gestalt der angeschlagenen, aber weiter kämpferischen Marine Le Pen) für ihre Attacken.
Während Macron anfangs über derlei irdischen Polit-Kämpfen zu schweben schien, wirkt er nun erstmals angezählt. Der Senkrechtstarter muss sich neu positionieren, um die Franzosen bei seinem unverändert richtigen Projekt, dem Aufbrechen des verkrusteten Staatssystems, nicht zu verlieren. Mehr Demut, weniger Sendungsbewusstsein und mehr Zuhören könnten dabei helfen.
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