Hacker-Angriffe

Putins kleine grüne Cyber-Männchen

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Jetzt ist also auch die Bundesregierung zu der Überzeugung gelangt, dass die Hacker-Angriffe auf den Bundestag auf das Konto von Putins Cyber-Armee gehen – so wie auch die Angriffe auf die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) oder die Weltdopingagentur WADA. In Berlin und anderen westlichen Hauptstädten verweist man auf die „sehr gute Fakten- und Quellenlage“. Niemand ist gezwungen, das zu glauben – aber wer Moskaus gegenteiligen Beteuerungen mehr vertraut als den Erkenntnissen sämtlicher westlicher Dienste, nimmt Putin wahrscheinlich auch die Mär von den „kleinen grünen Männchen“ auf der Krim ab, die wilden Storys rund um den Abschuss der Passagiermaschine über der Ost-ukraine und die Unschulds-Saga von den russischen Geheimdienstlern, die als „Touristen“ so gerne mal Salisbury sehen wollten – die englische Stadt, wo am selben Tag zufällig die Skripals vergiftet wurden.

Längst tobt zwischen Ost und West ein heißer Cyberkrieg, und zu glauben, die Nato-Partner seien dabei Unschuldslämmer, wäre vermutlich naiv. Doch die Skrupellosigkeit, mit der sich Putins Militärgeheimdienst GRU in westliche Datennetze einhackt – auch um an Informationen zu gelangen, mit denen sich offene demokratische Gesellschaften destabilisieren lassen, hat mittlerweile ein Maß angenommen, das nach Auffassung der Nato-Partner nach einer konzertierten öffentlichen Anklage verlangte. Putin wird das vermutlich nicht sehr beeindrucken. Er geht so weit, wie er eben kann.

Georg.Anastasiadis@ovb.net

Artikel 1 von 11