Rodungsstopp in Hambach und die Folgen

von Redaktion

Essen – Im Tauziehen um die Rodung des Hambacher Forsts hat der Energiekonzern RWE einen schweren Rückschlag erlitten. Das Unternehmen darf die Bäume an seinem Braunkohletagebau vorerst nicht abholzen. Wie geht es nach der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts weiter?

Muss RWE die Förderung im Tagebau Hambach jetzt einstellen?

Nein. Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat entschieden, dass RWE weiter Braunkohle abbauen darf, solange dafür nicht die bewaldeten Flächen des Hambacher Forsts in Anspruch genommen werden. Wie lange RWE fördern kann, ist unklar.

Warum wollte RWE in diesem Monat mit den Rodungen beginnen?

Die Abholzung des Waldes ist nach RWE-Angaben nötig, damit der Kohleabbau nicht in zwei Jahren zum Erliegen kommt. Demnach schreitet der Kohleabbau pro Jahr etwa 150 Meter voran, die Abbaukante sei inzwischen auf 300 Meter an den Wald herangerückt. Der Umweltverband BUND widerspricht dieser Darstellung und beruft sich dabei auf Luftbilder aus verschiedenen Jahren. Sie zeigten, dass die Bagger deutlich langsamer vorankämen.

Kann RWE die Kohle aus Hambach ersetzen?

Das Unternehmen sagt Nein. Rund 40 Millionen Tonnen Braunkohle fördert RWE pro Jahr aus Hambach, seinem größten Tagebau. 35 Millionen Tonnen sind es im benachbarten Garzweiler. Beide Tagebaue versorgen die RWE-Braunkohlekraftwerke über ein 32 Kilometer langes Schienennetz.

Hat der Rodungsstopp Folgen für die Stromversorgung?

Nach Einschätzung des Oberverwaltungsgerichts kurzfristig nicht. RWE und die zuständige Bezirksregierung hätten nicht belegt, dass die sofortige Abholzung im Interesse des Gemeinwohls notwendig sei. RWE verweist darauf, dass Hambach 15 Prozent des Strombedarfs in Nordrhein-Westfalen deckt.

Welche finanziellen Folgen hätte ein Hambach-Aus für RWE?

Ein kurzfristiger Verzicht auf den Tagebau würde den Konzern vier bis fünf Milliarden Euro kosten, hatte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ gesagt. Den wirtschaftlichen Schaden durch den Rodungsstopp beziffert RWE pro Jahr auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag ab 2019. Die Börse reagierte prompt mit Kursverlusten.

Und die Folgen für die Arbeitsplätze?

Das ist laut RWE noch nicht absehbar. Zunächst müsste es umfangreiche bergbauliche Untersuchungen geben. Erst danach seien die Folgen für die Beschäftigten im Tagebau und den Kraftwerken abschätzbar. Dort und in anderen RWE-Betrieben sind nach Unternehmensangaben 4600 Menschen beschäftigt.

Wie geht es jetzt vor Gericht weiter?

Der Fall liegt jetzt wieder beim Verwaltungsgericht Köln. Es muss im Hauptsacheverfahren über die BUND-Klage gegen den Hauptbetriebsplan für den Tagebau entscheiden. Das kann aber dauern.

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