Rumoren unter dem Regenbogen

von Redaktion

Die FDP schließt ein Anti-CSU-Bündnis nicht aus – Aiwanger rechnet mit Söders Sturz

München – Auf Fragen nach dem FDP-Spitzenkandidaten pflegt Ministerpräsident Markus Söder bisher eine bedauernd-entschuldigende Miene aufzusetzen. Tenor: Martin? Hagen? Leider selten gehört, nie gesehen. Den jungen Frontmann der Liberalen will man bei der CSU am liebsten ignorieren, um ihn nicht bekannter zu machen. Nun ja – am Freitagnachmittag ist diese Taktik an Grenzen gestoßen: Der unbekannte Herr Hagen hat die CSU-Spitze mit einem kurzen Interview kollektiv in Aufregung versetzt.

„Wir schließen nur Koalitionen mit AfD und Linkspartei aus“, sagte Hagen der Nachrichtenagentur Reuters. In einem Viererbündnis ausreichend Gemeinsamkeiten zu finden, sei aber sicher schwieriger als in einem Bündnis zu dritt. Daraus lässt sich ablesen: Hagen schließt eine Koalition mit Grünen, SPD und Freien Wählern nicht aus, stünde also für eine Regierung gegen die CSU unter Führung eines grünen Ministerpräsidenten bereit.

Die letzten zwei Umfragen geben das rechnerisch her – ein Viererbündnis könnte ohne CSU und AfD regieren. Minuten nach Hagens Sätzen meldet sich CSU-Generalsekretär Markus Blume erbost zu Wort. „Wer FDP wählt, weiß nicht, was er bekommt. Sie würde aus reinem Opportunismus eine Regenbogenkoalition mit Grünen, SPD und Freien Wählern eingehen.“ Darauf reagierte wiederum eilig FDP-Bundeschef Christian Lindner: „Die CSU schließt Schwarz-Grün nicht aus, wirft uns aber Beliebigkeit vor?“ „Panik“ und „Charakterlosigkeit“ wittert er.

Möglichst laut vor einem bunten Anti-CSU-Bündnis zu warnen und unentschlossene Wähler zu erschrecken, ist Teil der Söder-Strategie. Insgeheim glaubte die CSU aber immer, FDP und Freie Wähler auf ihrer Seite zu haben. Dass Hagen zwar einer bürgerlichen Regierung klar zuneigt, den Regenbogen aber nicht ausschließt, erschreckt manche Christsoziale. Realistisch ist das dennoch nicht. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger würde nicht mitspielen. „Einen Grünen zum Ministerpräsidenten einer Vierer-Koalition zu wählen, das schließe ich kategorisch aus“, sagte er unserer Zeitung.

Aiwanger hat indes eine andere unschöne Botschaft an Söder. Er rechnet mit dem Sturz des Ministerpräsidenten in wenigen Tagen: „Ich gehe davon aus, dass es eine Koalitionsregierung aus CSU und Freien Wählern geben wird. Ob der Ministerpräsident Markus Söder heißen wird, ist allerdings fraglich, weil er zu größenwahnsinnig geworden ist – Weltraumprogramm, Reiterstaffel, um nur einige Beispiele zu nennen.“ Aiwanger sagt kühl: „Es wird schwierig, einen Söder zu halten.“ C. Deutschländer, K. Rimpel

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