Der gemeinsame Siegesrausch bleibt aus

von Redaktion

Die AfD verzichtet auf eine zentrale Wahlparty – Landtag beschränkt Feier auf zehn Personen

München – Die AfD würde sich gerne freuen am Wahlabend, sie weiß nur noch nicht wo. Der Weg in den Landtag, zur offiziellen Wahlparty und vor die Kameras, ist den meisten Kandidaten versperrt. Und auch bei den eigenen Siegesfeiern der intern nicht ganz harmonischen Partei gibt es erhebliche Unstimmigkeiten.

Tatsächlich ist die offizielle Feier heuer eine heikle Sache. Vor Wochen schon suchte das Präsidium des Landtags eine Formel, welche Partei ins gut geschützte Maximilianeum darf – und wann. Weder wollte man die AfD ganz ausschließen, falls sie die Fünf-Prozent-Hürde knackt, noch die Unterstützer in einer Hundertschaft einmarschieren lassen. Nun gilt: Wer bei der 18-Uhr-Prognose im Fernsehen über 4,7 Prozent liegt, darf den Rest des Abends bis zu zehn Vertreter ins Maximilianeum schicken. Sie werden wie jeder Gast kontrolliert und ihre Taschen durchleuchtet. Wer schon im Landtag vertreten ist – CSU, SPD, Freie Wähler, Grüne – erhielt Kontingente, insgesamt für 750 Personen.

Der Auftritt drinnen ist reizvoll: Über 1000 Journalisten sind akkreditiert, alle großen Sender berichten live. Für AfD, aber auch Linke und FDP heißt das: Sie müssen die 18-Uhr-Zahlen irgendwo anders abwarten.

Während Liberale und Linke jeweils mit Parteifreunden in München feiern, bleibt der gemeinsame Siegesrausch der AfD aus. „Eine zentrale Wahlparty gibt es nicht“, sagt Oberbayerns Listenführer Franz Bergmüller. Schon beim letzten Treffen der Listenführer seien einzelne Feiern in den Regierungsbezirken vereinbart worden. Bergmüller feiert deshalb in Rosenheim.

Seine parteiinterne Kontrahentin, die Höcke-Vertraute Katrin Ebner-Steiner, spricht von verschiedenen kleineren Partys. Es gebe aber auch eine große: nämlich bei ihr in Niederbayern. Zum Fest in Mamming (Kreis Dingolfing-Landau) erwartet sie echte Parteiprominenz. Bundesparteichef Jörg Meuthen wird kommen, außerdem die Chefs anderer Landesverbände und Bundestagsabgeordnete wie Petr Bystron, der selbst mal bayerischer AfD-Chef war.

Die gesplittete Feier hat auch Symbolwert: Bergmüller und Ebner-Steiner verkörpern zwei Pole der AfD, die beide bald im Landtag sitzen dürften: er der Bürgerlich-Gemäßigte, sie die Hardlinerin. Im Interview mit unserer Zeitung schloss der Rosenheimer eine Spaltung der Fraktion nach der Wahl denn auch bewusst nicht aus. Ebner-Steiner verneint das vehement: „Das wird zu 100 Prozent nicht der Fall sein“, sagt sie. „Wir werden als geschlossene Fraktion in den Landtag einziehen.“

Noch am Wahlabend könnte die AfD Einigkeit zeigen. Aber möglicherweise bleibt auch dieses Zeichen aus. Viele Kandidaten machten am Sonntag Wahlbeobachtung, sagt Ebner-Steiner. „Martin Sichert wird im Landtag der Presse Rede und Antwort stehen.“ MARCUS MÄCKLER UND CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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