Freie Wähler vor der Wahl

Die bürgerliche Alternative

von Redaktion

MIKE SCHIER

Vor zwei Jahren musste sich Hubert Aiwanger kurzzeitig richtig Sorgen machen: Im Sommer 2016, die CSU lag in den Umfragen noch bei satten 45 Prozent, drohten seine Freien Wähler unter die Fünf-Prozent-Hürde zu rutschen. Zu wenig war vom konservativen Teil der bayerischen Opposition zu hören. Stattdessen häuften sich die Skandälchen: Der einschlägig vorbelastete Abgeordnete Pohl fuhr betrunken vom Sommerempfang des Landtags nach Hause, sein Kollege Felbinger gestand ein, den Landtag um 55 000 Euro betrogen zu haben. Später lief noch der Finanzpolitiker Muthmann zur FDP über.

Nein, die Wiederauferstehung der Partei, die in den Kommunen immer eine Macht war, hat sich nicht abgezeichnet. Sie speist sich primär aus frustrierten CSU-Wählern, die vom Kleinkrieg der Söders und Seehofers die Nase voll haben. Einige nahmen einen Umweg über die AfD, die nun immer weiter nach rechts rutscht. Aiwanger kam gelegen, dass seine Gruppierung in der Regel unter dem Radar der Öffentlichkeit agiert. So bekamen die meisten seine vielen Kurskorrekturen schlicht nicht mit.

Auf Aiwangers Habenseite steht, dass er ein gutes Gespür für Stimmungen besitzt. Ein Populist im Wortsinn. Die Abschaffung der Studiengebühren, die Rückkehr zum G9 und auch die anfangs von der CSU belächelte Straßenausbaubeitragssatzung: Die Freien Wähler haben auch als Oppositionspartei ihre Spuren hinterlassen. Am Sonntag könnten sie dafür belohnt werden.

Mike.Schier@ovb.net

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