Folgt man der aufgeregten öffentlichen Debatte in Deutschland, dann gibt es – neben Donald Trump – zurzeit drei ganz schlimme Erz-Bösewichter: die CSU. Den Diesel. Und die Briten. Die CSU, weil sie gegen Merkel und das nationale Glaubensbekenntis der Willkommenskultur ist. Der Diesel, weil er das deutsche Öko-Gewissen beschwert. Und die Briten, weil sie mit ihrem Brexit der EU und dem Traum von der immer engeren Union den Stinkefinger zeigen. Doch hach, die Vorfreude ist groß: Spätestens am kommenden Wahlsonntag in Bayern sollte sich die Sache mit der CSU erledigt haben, hoffen ihre Gegner. Dasselbe dürfte für den zum Umweltfrevler Nr. 1 erklärten Diesel gelten, jetzt, da ihm schon die Bundeshauptstadt Berlin mit Fahrverboten zusetzt.
Bliebe also nur noch das Problem mit den renitenten Briten im Sinne Brüssels zu lösen. Doch hat die deutsche Industrie nun kräftig gegen den Strich gebürstet: Statt Großbritannien auf Biegen und Brechen in die Knie zu zwingen, solle Europa lieber zusehen, wie man Brücken zum Vereinigten Königreich bauen könnte, verlangen die Arbeitgeber. Sie sorgen sich, sehr zu Recht übrigens, um ihre Absatzmärkte in einer Zeit, in der Trump der halben Welt den Handelskrieg erklärt und China rücksichtslos seine eigenen Regeln durchsetzt. Das ist fast schon bemerkenswert, weil es – ziemlich undeutsch – behutsam Interessenspolitik anmahnt in einem Moment, in dem sich das politisch korrekte Deutschland einen ideologischen Kampf an (zu) vielen Fronten leistet.
Georg.Anastasiadis@ovb.net